Gin mit oder ohne Alkohol – Was ist wirklich besser? Experten klären auf

Foto: Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein e.V.

Gin-Liebhaber stehen heute vor einer spannenden Wahl: Bleibt man beim klassischen, hochprozentigen Gin oder greift man zu einer alkoholfreien Alternative? Während Gin traditionell mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5 % Vol. hergestellt wird, erfreuen sich alkoholfreie Alternativen wachsender Beliebtheit. Doch ist alkoholfreier Gin wirklich die bessere Wahl? Und welchen Einfluss haben Botanicals dabei? Experten klären auf.

Ohne Wacholder kein Gin – aber was ist mit alkoholfreiem Gin?

Egal, ob mit oder ohne Alkohol – eine Zutat darf bei Gin niemals fehlen: Wacholder. Er gibt dem Destillat seine typische harzige, leicht bittere Note und sorgt für die unverwechselbare Aromenstruktur. Doch ein Gin lebt nicht nur vom Wacholder. Weitere Botanicals wie Zitrusfrüchte, Kräuter und Gewürze prägen den Geschmack.

Wie sieht das bei alkoholfreiem Gin aus? Auch hier werden Botanicals verwendet, um ein ähnlich komplexes Geschmacksbild zu erzeugen. Denn ohne Wacholder gibt es keinen Gin und das gilt auch für alkoholfreien Gin-Ersatz. Das bedeutet: Auch wenn der Alkohol fehlt, bleibt das Prinzip der Aromatisierung erhalten. Doch reicht das, um den echten Gin-Geschmack zu imitieren?

Alkoholfreier Gin – eine gesündere Wahl?

Viele greifen zu alkoholfreiem Gin, weil sie ihn für die gesündere Alternative halten. Schließlich entfällt der gesundheitsschädliche Einfluss von Alkohol. Doch bedeutet das automatisch, dass alkoholfreier Gin gesund ist? Levke Schwanz sieht das kritisch:

Alkoholfreier Gin enthält oft sehr viele Zusatzstoffe, zum Beispiel Süßungsmittel und Konservierungsstoffe. Gleichzeitig werden häufig die enthaltenen Botanicals werbewirksam in den Vordergrund gestellt. Aus dem Bereich der Heilpflanzen oder aus dem Ayurveda zum Beispiel ist vielen Menschen bekannt, dass bestimmten Pflanzen und Extrakten daraus gewisse gesundheitsförderliche Eigenschaften zugesprochen werden, teilweise belegt, teilweise nicht belegt. Die Werbung mit Botanicals kann Lebensmitteln ein gesundes Image verleihen.  Dabei sind aber vielleicht nur 3 % davon enthalten und ich trinke höchstens 100 Milliliter davon. Da sind natürlich die positiven Effekte, wenn überhaupt welche da sind, sehr, sehr gering.

Mit anderen Worten: Botanicals haben zwar spannende Aromen, doch ihre gesundheitsfördernden Effekte sind bei Gin – ob mit oder ohne Alkohol – eher zu vernachlässigen.

Was sagen die Experten zur gesundheitlichen Wirkung?

Alkohol ist unbestritten ein gesundheitsschädlicher Stoff. In großen Mengen wirkt er toxisch auf die Leber, steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann abhängig machen. Hier bietet alkoholfreier Gin natürlich klare Vorteile.

Prof. Dr. Christian Sina vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck betont diesen Punkt:

Das ist erst mal eine alkoholfreie Variante, und das ist ein Lebensmittel für den Genuss, nicht für das Stillen des Durstes, sondern es ist im Vergleich zu sehen eben damit der alkoholhaltigen Variante. Und da ist dann die nichtalkoholische Variante erst mal per se nicht schlecht.

Das heißt: Wer Gin liebt, aber den gesundheitlichen Risiken von Alkohol entgehen will, findet in alkoholfreien Alternativen eine gute Lösung.

Die versteckten Tücken von alkoholfreiem Gin

Trotzdem sind nicht alle alkoholfreien Alternativen automatisch besser für die Gesundheit. Der Grund? Viele enthalten erhöhte Mengen an Zucker oder Salz, um den fehlenden Alkohol geschmacklich auszugleichen.

Levke Schwanz warnt:

Das liegt einfach daran, dass für diese Botanicals bisher im Lebensmittelrecht wenig reguliert ist im Sinne von Höchstmengen, Schadstoffrückstände von Bestandteilen, die ich vielleicht nicht über die Ernährung aufnehmen möchte.

Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat verschiedene alkoholfreie Aperitifs und Gin-Alternativen untersucht und festgestellt, dass einige Produkte bis zu 25 Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten – mehr als doppelt so viel wie Cola. Zwar ist alkoholfreier Gin-Ersatz meist zuckerfrei, kann aber dafür viel Salz enthalten, was besonders für Menschen mit hohem Blutdruck problematisch sein kann.

Gin mit oder ohne Alkohol – was ist nun besser?

Letztendlich hängt die Wahl zwischen klassischem Gin und deren alkoholfreier Alternativen von den individuellen Prioritäten ab. Plakativ kann folgendes ausgesagt werden:

FaktorKlassischer GinAlkoholfreie Alternative
AromaIntensiver, vielschichtiger durch Alkohol als GeschmacksträgerLeichter, oft frischer, aber nicht immer gleichwertig
AlkoholgehaltMindestens 37,5 % Vol.0 %
Gesundheitliche RisikenKann in größeren Mengen gesundheitsschädlich seinKein Alkohol, aber oft hoher Zucker-/Salzgehalt
Eignung für CocktailsPerfekt für klassische Cocktails wie Martini oder NegroniGut für alkoholfreie Alternativen, aber manchmal weniger intensiv

Wer also auf Alkohol verzichten möchte, hat mit alkoholfreiem Gin eine spannende Option. Wer aber den vollen Geschmack und die Tiefe eines klassischen Gins sucht, wird mit der alkoholfreien Variante vermutlich nicht ganz zufrieden sein.

Fazit: Die Wahl hängt vom eigenen Lifestyle ab

Gin mit oder ohne Alkohol? Beide Varianten haben ihre Vorzüge. Wer sich bewusst für eine alkoholfreie Alternative entscheidet, tut seiner Gesundheit sicherlich einen Gefallen – sollte aber dennoch auf versteckte Zucker- und Salzfallen achten. Wer hingegen den vollen Geschmack und die klassische Gin-Erfahrung genießen möchte, für den bleibt der klassische Gin weiterhin die erste Wahl.

Egal, ob mit oder ohne Alkohol – am Ende zählt der bewusste Genuss.

Quellen:

  • https://www.verbraucherzentrale.sh/pressemeldungen/lebensmittel/alkoholfreien-spirituosen-alkoholverzicht-bei-vollem-geschmack-97644

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